Sonntag, 8. November 2015

Wahlen und Halloween in Kolumbien



Hallo zusammen!

Jetzt kam schon länger kein neuer Blogeintrag, da ich hier im Moment nur den ganz normalen Schulalltag hatte. Allerdings sind doch ein paar interessante Sachen passiert. 
Im Moment ist hier in Kolumbien Regenzeit und es regnet so gut wie jeden Tag in Pasto. Wenn man allerdings nach Chachagüí fährt ist es dort wie immer viel wärmer und es regnet dort deutlich weniger, weshalb man in der Regenzeit (zur Zeit des deutschen Winters) öfters nach Chachagüí fährt als in der trockenen Zeit.

Hier in Kolumbien waren am Sonntag den 25.10.2015 Wahlen. Und hier sind Wahlen nicht so unspektakulär wie in Deutschland :D.
Meine Gastmutter ist mit mir und meinem Gastbruder in ein kleines Dorf in der Nähe von Pasto gefahren, weil sie dort aufgrund ihrer Finca auch wählen kann. Wir mussten das Auto aber schon außerhalb stehen lassen und zu Fuß bis zum Wahllokal laufen, da die Straßen voller Menschen waren und man mit dem Auto nicht durch gekommen wäre. Und weil wir in so einem kleinen Dorf waren, wo so gut wie nie Austauschschüler, die so groß sind, geschweige denn blondhaarig sind, hinkommen, hat mich jeder angestarrt :D Eigentlich ist das ja nichts Neues aber es war schon sehr nervig, weil es so voll war. Vor dem Wahllokal mussten mein Bruder und ich warten, weil man nur rein darf, wenn man wählen geht und Männer und Frauen haben getrennte Eingänge. Außerdem darf man nichts, außer seinen Ausweis mitnehmen und wird von der Polizei kontrolliert. Danach sind wir durch den Ort gelaufen und es waren wirklich überall soviele Leute. Eigentlich wollte ich Fotos machen, aber ich habe es lieber doch nicht gemacht, weil da zu viele Menschen waren! Irgendwann haben wir zufällig meine Gasttante, ihren Mann und meinen Gastcousin getroffen und sind erstmal einen Kaffee trinken gegangen (vormittags gegen 10 Uhr). Wir haben viel geredet und sind danach zusammen weiter durchs Dorf gelaufen. Später ging es dann Mittagessen. Wir saßen mit vielen anderen Leuten in einem Raum ohne Tische. Es standen nur Stühle an der Wand. Dort haben wir dann gegessen und das Essen war wie immer sehr lecker, auch wenn es in einem etwas komischen "Restaurant" war :D. Mein Cousin hat mir erzählt, das hier in Kolumbien die Wahlen immer so sind. Man geht nicht nur kurz wählen und dann wieder nach Hause. Hier trifft man Freunde und redet und isst und läuft durchs Dorf und immer ist die ganze Familie dabei. Für die Kolumbianer ist das Wählen dabei nur ein kleiner Teil :D Außerdem ist mir aufgefallen, das es total laut war die ganze Zeit und man sich manchmal garnicht verstanden hat, wenn man nebeneinander saß und versucht hat zu reden.

Dann kam ja auch bald Halloween. Und hier wird Halloween viel mehr gefeiert als in Deutschland. Die Schulen haben Halloweenfiestas und überall wird alles geschmückt für Halloween. Meine Freunde und ich haben uns für unsere Halloweenfiesta von der Schule ein Kostüm nähen lassen. Wir wollten alle als "Wednesday Addams" , die Tochter von Addams Family, eine amerikanische Serie, gehen. Wir sind zu einem Schneider gegangen und der hat für uns dann die Kleider genäht.
 
Links neben mir ist die Österreicherin und die anderen unsere Freundinnen
Umgerechnet hat ein Kostüm ca. 10€ gekostet, was im Gegensatz zu Deutschland super günstig ist! Unsere Fiesta war allerdings nicht am 31.10.2015 sondern schon am 30.10.2015, damit auch viele Leute kommen, da am 31.10. auch immer sehr viele andere Fiestas sind. In der Woche vor Halloween wurden die letzten Karten verkauft und ein Tag vorher wurden dann nochmal 100 weitere zum Verkauf gegen, weil die Nachfrage so groß war. 
Am 30.10.2015 hatten wir dann ganz normal Schule und danach sind wir direkt zum Friseur gegangen. Ich hab mich gewundert warum so früh aber meine Freunde haben gesagt, das die späteren Termine alle schon belegt waren, von anderen, die auf unsere Fiesta gehen. Also sind wir zwischen 13 und 14 Uhr beim Friseur gewesen. Dort wurden wir auch alle geschminkt, aber statt alles schön geordnet zu machen, erst Schminke, dann Haare, wurden alle durcheinander gemacht. Ich wurde direkt als zweite geschminkt aber war erst voll spät mit den Haaren dran und zwischendurch wurden noch welche von anderen Gruppen halbfertige gemacht. Das führte dazu, das wir den ganzen Nachmittag alle dort warten mussten, weil alle nur halbfertig waren :D Außerdem hat eine von meinen Freudinnen erst an dem Tag, für deutsche Verhältnisse "auf den letzten Drücker", unsere Kostüme vom Schneider abgeholt. Außerdem hieß es, das man nur von 19 bis 20 Uhr rein kann und danach die Türen geschlossen werden. Als ich fertig war es 18 Uhr und ich hab meiner Mama gesagt, das sie mich um 18:30 Uhr abholen kann, damit ich mich zuhause umziehen kann und meine Schulsachen, die ich ja alle dabei hatte, ablegen kann. Und dann traf kolumbianisches Zeitmanagement und Freitagsverkehr aufeinander und meine Mama war erst um 19:10 da um mich abzuholen (dabei habe ich ja extra 30 Minuten vorher Bescheid gesagt :D) wir waren ca 5 Minuten später zuhause und ich habe mich ganz schnell umgezogen, weil wir uns noch bei einer Freundin treffen wollten, damit wir auch als Gruppe zur Fiesta gehen können. Um 19:40 war ich bei meiner Freundin und habe gefragt ob die anderen überhaupt noch kommen, weil wir ja um 20 Uhr da sein müssten. Meine Freundin hat dann gesagt, das die von denen noch nicht mal etwas gehört hat. Ich war total ungeduldig, weil ich total davon ausgegangen bin, das die wirklich die Türen um 20 Uhr schließen. Gegen 20:30 Uhr sind wir dann losgefahren. Im Auto ist dann noch 3 Freundinnen eingefallen, das die ihre Eintrittskarten vergessen hatten, also mussten wir noch bei denen zuhause vorbei fahren und die Karten holen. Durch den Verkehr waren wir dann erst gegen 21:10 Uhr an der Schule. Vor der Schule waren noch ganz viele Leute die irgendwie eine Karte kaufen wollten, obwohl es keine mehr gab. Insgesamt wurden 600 Karten verkauft und alle waren verkleidet. Viele hatten sehr aufwendige und schöne Kostüme. Es gab 2 Dj's und später noch eine etwas verrückte Band aus Cali. Die ganze Zeit wurde getanzt und zwischendurch gab es Ehrungen für sehr gute Kostüme und einen Tanzwettbewerb, bei dem man mit seiner Gruppe eine einstudierte Choreografie tanzen musste. Es haben nur 2 Gruppen mitgemacht. Eigentlich wollte meine Gruppe, wir waren insgesamt 11 Mädchen, auch mitmachen aber durch die vielen Prüfungen und den Lernstress hatten die alle keine Zeit etwas einzustudieren. Die Fiesta ging bis 1 Uhr und war komplett ohne Alkohol, weil die ja in der Schule stattfand. Mir hat die Fiesta super gut gefallen und hier in Kolumbien sind die Partys viel besser als in Deutschland!




Was mir noch aufgefallen ist, ist das man hier viel mehr tanzt und Halloween vergleichbar ist wie Karneval in Deutschland. Man verkleidet sich nicht unbedingt gruselig sondern manche haben sich auch als m&ms verkleidet oder als Joker. Außerdem sind die Kostüme (der Mädchen) kürzer und enger und viel betonter als in Deutschland. Ich hatte von meiner Gruppe zum Beispiel das längste Kleid und es war schon ziemlich kurz. Man hat auch welche gesehen, bei denen die Hose aussah wie eine Unterhose, also ziemlich kurz! Was mich dann noch sehr geschockt hat war, das sich eine Gruppe von Mädchen als Nazis verkleidet hat! Ne ganz kurze dunkle Hose, eine dunkelgrüne Bluse, ein rotes Halstuch, ein rotes Band mit Hakenkreuz am Arm und eine Mütze mit einem Hakenkreuz drauf. Als ich die gesehen habe, dachte ich das kann nicht wahr sein! Meine Freunde finden das alle nicht schlimm, obwohl die die Geschichte kennen. Ich finde es krass, das man das hier als Kostüm benutzt. Meine Schule ist eine streng katholische Schule und hat dann ein paar Bilder von der Fiesta auf Facebook gepostet. Unter anderem ein Bild von den Mädchen, die als Nazis verkleidet waren! Als ich meinen Freunden an den Tagen danach davon erzählt habe, fanden die das überhaupt nicht schlimm und fanden meine Reaktion eher etwas lächerlich. Einer aus meiner Klasse hat dann zu mir gesagt ich soll mal den Hitlergruß machen und hat ihn dann selbst die ganze Zeit gemacht. Außerdem malt der jetzt manchmal aus Spaß irgendwo das Hakenkreuz hin! Ich versuche immerwieder zu erklären wie schlimm das ist aber bis jetzt hatte ich noch keinen Erfolg (Natürlich hat das nichts zwischen mir und meinen Freunden verändert. Ich mag alle noch genauso wie vorher. Sie sind nur etwas schlecht über die deutsche Geschichte aufgeklärt).

Das wars auch schon wieder für heute. Jetzt am Montag geht meine erste Reise los. Eine Woche in die Regionen Santander, Boyaca und Cundinamarca, nördlich von Bogota ziemlich zentral in Kolumbien (auf der Karte, hier auf meinem Blog, kann man sehen wo das ist). Ich weis noch nicht ganz genau was wir machen werden, aber wir werden wohl ziemlich viele kleine schöne Dörfer anschauen und Museen und Tempel besuchen. Es fahren ca. 55 Austauschschüler mit und ich werde sobald ich wieder da bin sofort berichten!

Bis dann,
Leonie :)